
Das Hamburger Umweltministerium hat am 27. April 2020 besonders vor der Nutzung bestimmter Desinfektionsmittel mit gewissen Bestandteilen vor allem Zuhause gewarnt. Diese können gesundheitliche Schäden verursachen. Manche Desinfektionsmittel sind krebserregend, wirken sensibilisierend, allergieauslösend, lungen-, leber- und nervenschädigend.
Isopropanol ist schädlich für die Haut
In Folge der Corona-Pandemie holen sich Menschen zur Zeit vermehrt Desinfektionsmittel mit gefährlichen Inhaltsstoffen ins Haus, obwohl man über Jahrzehnte hinweg versucht habe, eben jene giftigen Lösungsmittel aus z.B. Farben, Lacken und Klebstoffen herauszubekommen, sagte Michael Braungart vom Hamburger Umweltministerium im SWR.
Besonders bedenklich sei zum Beispiel ein gewisser Alkohol, Isopropanol. Um ein vielfaches schädlicher als normaler Trinkalkohol trockne er die Haut aus, etwas, das zu Dermatosen und Entzündungen führen könne. Dazu komme eine erhöhte Gefahr für Asthma durch das Einatmen des Desinfektionsmittels, das Geruchsstoffe enthält, die Krebs auslösen können und mehr.
Regelmäßig eingenommen, können Alkohole generell in hohen Dosen zu neurologischen Beschwerden führen, wie z.B. Schläfrigkeit, Schwindelgefühl oder Gedächtnisstörungen. Je länger die Kohlenstoffkette ist, desto höher ist das Reizpotenzial. Isopropanol reizt z.B. mehr als Ethanol. Dennoch muss man anmerken, dass auch Ethanol bei regelmäßigem verwenden zu Beschwerden führen kann. Wenn man jedoch z.B. beruflich mit Ethanol zu tun hat, ist der Alkohol weitestgehend unbedenklich, weil er kaum in den Körper aufgenommen wird. Bisher konnten weder krebserregende noch teratogene Effekte bei Ethanol beobachtet werden.
Studien zur Chemikalie Triclosan an Mäusen
Triclosan findet sich in vielen Produkten: Zahnpasta, Kosmetik, Spielzeug und viele weitere. Eine Studie von 2018 an Mäusen zeigte, wie das weit verbreitete Mittel den Darm schädigt und die Entwicklung von Krebs begünstigt. Darmbakterien spielen bei Entzündungen oder Darmkrebs eine wichtige Rolle. Versuche bei mit Triclosan behandelten Mäusen zeigten, dass sich im Darm der Tiere Entzündungen gebildet hatten. Außerdem konnte beobachtet werden, dass bereits vorhandene chronisch entzündliche Darmerkrankungen schneller voranschritten als ohne Triclosan. Bei Mäusen mit ersten Anzeichen von Darmkrebs wuchs dieser schneller, wenn sie Triclosan ausgesetzt wurden. Guodong Zhang der University of Massachusetts Amherst vermutet aufgrund seiner Beobachtungen, dass Darmbakterien dafür verantwortlich sind.
Dennoch sei es noch zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Auswirkungen von Triclosan und anderen chemischen Inhaltsstoffen z.B. in Desinfektionsmitteln auf den Menschen ist noch ungeklärt. „Weil es aber so häufig benutzt wird, sollten wir das aber auf jeden Fall genauer untersuchen. Und wir sollten die Vorteile gegen die Nachteile abwägen, bevor wir Triclosan in alltäglichen Produkten verwenden,“ meint Guodong Zhang.
Formaldehyd ist krebserzeugend
Formaldehyd wurde erst vor wenigen Jahren als gesundheitsgefährdend kategorisiert. In der entsprechenden EU-Verordnung von 2014 heißt es, die Substanz sei krebserzeugend (Kategorie 1B, erwiesen krebserzeugend bei Tieren, was möglicherweise auch für den Menschen gilt) und keimzellmutagen (Kategorie 2, verdächtig). Keimzellmutagene Stoffe bewirken bekanntermaßen eine vererbbare Mutation in Keimzellen von Menschen. Diese Einschätzung beruht auf geeigneten Langzeit-Tierversuchen und sonstigen relevanten Informationen. Gekennzeichnet werden keimzellmutagene mit dem Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“ oder dem Signalwort „Achtung“.
Aber bekanntlich macht die Dosis das Gift – der Schwellenwert wurde in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRG) festgelegt; er liegt bei 0,3 ml/m³ bzw. 0,37 mg/m³, darunter kann die Substanz gefahrenfrei eingesetzt werden. Gasförmig oder als wässrige Lösung eingesetzt, findet Formaldehyd z.B. Anwendung in Oberflächen- und Instrumentendesinfektionsmittel, dann sollte aber Schutzkleidung getragen werden.
Was Sie außerdem beachten sollten
Desinfektionsmittel werden aufgrund ihrer Bestandteile und Wirkkraft in verschiedenen Bereichen eingesetzt und verschiedentlich kategorisiert. Was in Desinfektionsmittel für Oberflächen enthalten ist, muss nicht in Desinfektionsmittel für Hände oder Zuhause enthalten sein.
Braungart forderte außerdem entsprechende Warnhinweise auf Desinfektionsmitteln, die sicherlich auch über Corona hinaus noch wichtig sein werden. Das ersetze aber keinesfalls das korrekte Händewaschen, fügte der Experte hinzu.
Referenzen:
Aktuelle Datensammlung von 2018 der BGW (Bundesgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege): DESINFO
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